
09.02. Veranstaltung: Neukölln und seine Nazis. 2016. Ein Rück-und Ausblick.

gegen deutschland geht immer…
Der 27. Januar als Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee stellt als „Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ einen zentralen erinnerungspolitisch geprägten Anlass dar, sich bundespolitisch und auch international dem Gedenken an den deutschen Vernichtungswahn zu widmen. Die Festlegung dieses Jahrestages durch die UN, sowie als bundesdeutscher Gedenktag zeigen, wie der Ort Auschwitz zum zentralen Symbol und Synonym für die nationalsozialistische Vernichtungspolitik an Jüdinnen_Juden, aber auch Sinti_zza und Rom_nja, Bewohner_innen der besetzten Länder, Kriegsgefangenen, Kommunist_innen und andere politische Gegner_innen, Homosexuelle und Trans_personen, Menschen mit sogenannten Behinderungen und als „asozial“ Verfolgte in Europa wurde.
In einer Veranstaltung mit einem Referenten des Bildungswerk Stanislaw Hantz wollen wir der Frage nachgehen, durch welche historische, kulturelle, erinnerungs- und gedenkpolitischen Entwicklungen dieses universalistische Symbolcharakter etabliert wurde. Warum wurden nicht etwa andere Orte der Massenvernichtung zu Symbolen der Shoah, oder etwa Tage von Aufständen zu offiziellen Gedenktagen in Europa? Warum bekamen sie in der öffentlichen Wahrnehmung nach 1945 weit weniger Aufmerksamkeit? Eine solche Analyse richtet ihren Blick nicht allein auf deutsche Erinnerungspolitiken, sondern ebenfalls auf Diskurse und Entwicklungen in Polen und weiteren heutigen Osteuropäischen Staaten.
Das nach einem ehemaligen Auschwitz-Häftling benannte Bildungswerk Stanislaw Hantz e.V. veranstaltet Studienreisen zu ehemaligen Konzentrations- und Vernichtungslagern, organisiert Tagesseminare, Veranstaltungen, Lesungen und Zeitzeug_innengespräche; es arbeitet mit dem Club der ehemaligen Konzentrationslagerhäftlinge in Zgorzelec (Polen) zusammen wie auch mit den Gedenkstätten Sobibór und Belzec.
Mittwoch 25. Januar | 20 Uhr | k-fetisch (Wildenbruchstraße 86)
Am gestrigen 12. Dezember wurde bekannt, dass in der Nacht von Sonntag auf Montag zwei Anschläge im Norden Neuköllns verübt wurden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Taten von Neonazis begangen wurden.
Auf das Kollektivcafé „k-fetisch“ wurde ein Brandanschlag verübt. Obwohl das Feuer zum Glück schnell von selbst erlosch, wurde die Gefährdung von Menschenleben bewusst in Kauf genommen. Einer Privatwohnung im Schillerkiez wurden um 3.20 Uhr die Fenster mit einem Stein und einem Glasbehältnis mit Farbe eingeworfen – das schreibt die betroffene, glücklicherweise ebenfalls unverletzte Person. Bereits Anfang Juli dieses Jahres wurde das Auto des Betroffenen angezündet, an dem sich Aufkleber der Jugendorganisation „Die Falken“ und gegen die AfD befanden.
In der selben Nacht wurde zudem der Versuch unternommen, die Schaufensterscheibe einer Rudower Buchhandlung mithilfe von mitgebrachten Pflastersteinen einzuwerfen. Der betroffene Laden hatte sich vor kurzem mit einer Veranstaltung an der Initiative „Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus“ beteiligt.
Nachbar_innen der betroffenen Privatperson berichteten inzwischen, dass die Täter_innen mit einem dunklen Skoda vom Tatort geflüchtet seien. Somit hat sich der Verdacht eines organisierten Zusammenhangs zwischen den verübten Anschlägen erhärtet. Bereits seit Frühjahr gibt es andauernden Serie von Neonazi-Anschlägen in Neukölln. Zuletzt traf es das Auto der Leiterin des Anton-Schmaus-Haus, dem Jugendclub der Neuköllner Falken.
Erst im September hatten Neuköllner Neonazis unter dem Label „Freie Kräfte Berlin Neukölln“ zum wiederholten mal eine Karte mit linken Einrichtungen veröffentlicht und indirekt zu Anschlägen aufgerufen.
Wenn ihr etwas gesehen habt oder in der Nacht selbst von einem Anschlag betroffen gewesen seid, gebt bitte uns oder den bekannten Beratungsstellen wie der MBR Berlin oder ReachOut Berlin Bescheid. Weitere Infos folgen demnächst.
Redebeitrag zum Geschichtsrevisionismus der „Alternative für Deutschland“, gehalten auf der antifaschistischen Demonstration am 9. November 2016 in Berlin-Moabit in Gedenken an die Novemberpogrome von 1938.
Emanzipatorische, antifaschistische Politik sollte in ihrer Ausrichtung schon immer mehr bedeuten, als Nazis und Rassist_innen zu bekämpfen. Eine radikale Kritik der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft beinhaltet notwendigerweise auch einen feministischen Kampf gegen ihre patriarchalen Unterdrückungsstrukturen.
Diese Veranstaltungsreihe soll einen kleinen Einblick in aktuelle feministische Diskurse bieten und Anregungen schaffen, wie sie als Teil einer ebenso alltäglichen, antifaschistischen Politik unterstützt werden können – trotz alledem und alledem*!
Weitere Informationen folgen.
11. Oktober | „Feministische Antifapolitik abseits der Großstadt“ | 19.30 Uhr | Tristeza (Pannierstr. 5)
mit: f_antifa Brandenburg
13. Oktober | Filmvorführung „Abortion Democracy: Poland/South Africa “ | 20 Uhr | Projektraum H48 (Hermannstr. 48)
18. Oktober | „Internationale Kämpfe um das Recht auf Abtreibung – Vortrag und Diskussion“ | 19.30 Uhr | B-Lage (Mareschstr. 1)
mit: Sarah Diehl
26.10. Oktober | „Rassistische Feminismen in historischer Kontinuität“ | 19.30 Uhr | Laika (Emserstr. 131)
mit: Prof. Dr. Nivedita Prasad
01. November | „Feminismus als Feindbild von Rechts“ | 20 Uhr | k-fetisch (Wildenbruchstr. 86)
mit Juliane Lang und trouble everyday collective
11. November | „Antisemitismus – Nebenwiderspruch feministischer Diskurse?“ | 19.30 Uhr | B-Lage (Mareschstr. 1)
mit: Franziska Haug
*Zitat: Rosa Luxemburg, Brief an Mathilde Wurm 28.12.1916